Freude macht den Unterschied

Foto von Gunther Martin

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In meiner Familie habe ich schon vor vielen Jahren einen Titel verliehen bekommen, „das Ministerium für Behaglichkeit“. Es ist nicht so, dass ich überall dicke, weiche Teppiche hinlege, Kissen, Decken und Kuscheligkeit das Wichtigste überhaupt wären. Ich würde es vielleicht passender mit Expertin für Lebensgenuss übersetzen wollen. Ich gestalte meine Um- und Mitwelt gerne so, dass es Freude bringt.

Freude ist doch eine schöne Emotion, sie beeinflusst die Lebensqualität und das seelische Wohlbefinden. Sie zählt übrigens zu den sieben Basisemotionen, die nachweisbar biologische Reaktionen im Körper auslösen, das mal als kleiner Wissensimpuls für diejenigen, die es interessiert. Ich jedenfalls fand es spannend und es hat meine Motivation und Energie erhöht, dafür ursächlich zu werden.

Ich bin fest überzeugt, dass Einzelne und auch Gruppen in der Lage sind, die Dynamik und Richtung der Atmosphärenspirale zu beeinflussen. Worauf lenken sie ihren Fokus? Was Fokus bekommt, das bekommt auch Energie. Das Helle oder das Dunkle? Ich bin immer wieder fasziniert, wie schnell sich ganze Gruppen auf das Eine oder Andere einschwingen können, leichter aber scheinbar auf das Negative? „Wer jammert, ist nie lange allein“, so, oder ähnlich heißt ein Sprichwort und ich stimme zu.

Gerade sprach mich ein Freund an, der genau eine solche Beobachtung in seinem Umfeld machte: Eine ganze Organisation im Jammerstrudel. Infektiös. Das Jammern über´s Jammern ist jedoch nur Jammern 2. Ordnung, das ist dann stets mein Kommentar, also tu was, war (mal wieder) mein Vorschlag.

Wie kann nun jemand ursächlich dafür werden, den Gamechanger auszulösen? Hier finde ich stets und immer wieder das Dalai Lama Zitat inspirierend: „Falls du glaubst, dass du zu klein bist, um etwas zu bewirken, dann versuche mal zu schlafen, wenn eine Mücke im Raum ist.“

Was Fokus bekommt, das bekommt Energie.

Wir müssen Erfolge feiern! Diesen Appell habe ich schon hunderte von Malen gehört, als Ergebnis von Workshops, die sich zum Beispiel um die notwendige Beeinflussung schlechter Stimmung drehten. Vor meinem Auge tauchen da stets alkoholschwangere Verschwisterungsszenen auf. Mein inneres Kino zeigt immer wieder unmittelbar diesen unattraktiven Film. Wahrscheinlich ist das einer der Gründe, warum ich „Erfolgen feiern“ keine sehr positiven Emotionen abringen kann. (Ich habe durchaus nichts gegen schöne Feiern, einfach des Feierns wegen).

Große Erfolge können sicher große Freude bringen. Aber wenn wir uns emotional davon abhängig machen, dann hängen wir an der Nadel. Dann brauchen wir die herausragenden Projekte, dann brauchen wir das „I did it“, dann brauchen wir immer wieder die Chance, heller zu glänzen als andere. Und das ist fatal. Zum Einen behindert das die Zusammenarbeit, zum Anderen kommen Tätigkeiten und Projekte in einen ungesunden Wettbewerb. Um die großen Projekte machen zu können, muss der Laden ja auch laufen. Worüber dürfen sich diejenigen freuen, die das Tagesgeschäft erledigen, Belege buchen, Produkte produzieren, Maschinen instand halten...?

Wenn es das Jammern 2. Ordnung tatsächlich geben sollte, dann könnte es ja auch die Freude 2. Ordnung geben. Also freuen über die Freude. Weitergedacht würde das für mich bedeuten, dass ich keine unmittelbare Freude erzeuge, in dem ich Geschenke oder Gehaltserhöhungen verteile, sondern eher dazu beitrage, den Blick auf das täglich Freudvolle zu lenken. Worauf freut ihr euch? Wie viele schöne Sachen haben wir diese Woche auf der Liste? Diese Frage richtet sich an alle im Team (oder Familie) und nicht nur an die Leuchtturmprojekte. Freude ist da, wo ich Freudvolles wahrnehme. Was Fokus bekommt, das bekommt Energie.

Außerdem, so hab ich es gelesen und ich kann es körperlich direkt nachspüren, führt Freude zur Entspannung. Und die wieder ist so unglaublich wichtig für Offenheit, Vertrauen, Akzeptanz und Wohlbefinden (das ist auf alle Fälle eine weitere Flaniermeile wert). Wer kennt sich nicht selbst in einer Angespanntheit, die zum Einen unangenehm, gleichzeitig einengend und ausgrenzend ist.

Wohin der Fokus geht, dahin folgt die Energie. Manches scheint nur eine bewusste Entscheidung weit weg zu sein...


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